Frauen-Beauftragte mit Lernschwierigkeiten - Wissenswertes

Frauen-Beauftragte mit Lernschwierigkeiten

Warum sind Frauen-Beauftragte mit Lernschwierigkeiten wichtig und welche Erfahrungen machen sie in ihren Einrichtungen und bei ihrer Arbeit als Frauenbeauftragte? Hier erfahren Sie mehr dazu und ebenso zu den gleichnamigen Projekten und zu der Tätigkeit der Unterstützerin von Frauen-Beauftragten.

Frauen-Beauftragte beraten auf Augenhöhe

Frauen-Beauftragte beraten ihre Kolleginnen oder Mitbewohnerinnen auf Augenhöhe – das ist das Wesentliche. Frauen-Beauftragte machen sich stark für ihre Kolleginnen und Mitbewohnerinnen. Das ist das Wesentliche an der hier beschriebenen Tätigkeit.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von sozialen Diensten, Gruppenleitungen und anderes Personal werden als „Chefs“ wahrgenommen und entsprechend verlaufen Gespräche und Begegnungen in einem anderen Rahmen – diese Schilderung ist immer wieder zu hören. Die Gespräche und Beratungen zwischen Betroffenen bietet hier ein großes und noch unterschätztes Potential für die Frauen.

Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen von Frauen mit Behinderungen

Die strukturelle Diskriminierung von Frauen und ihre Diskriminierungserfahrungen aufgrund des Geschlechts wird niemand, der oder die sich eingehend mit der Thematik beschäftigt hat, leugnen.

Aber erst mit der Studie zu Gewalterfahrungen von Frauen mit Beeinträchtigungen liegen erstmals belastbare Zahlen vor, die belegen, um wie viel schlechter es hinsichtlich der Situation von Frauen mit Beeinträchtigungen bestellt ist, vor allem auch in Einrichtungen.

Frauen mit Behinderungen machen in den Einrichtungen, in denen sie arbeiten und wohnen, vielfältige Diskriminierungs- und Gewalterfahrungen. Da es sich bei den Einrichtungen um „in sich geschlossene Systeme“ handelt, die aus ihrem Selbstverständnis heraus vieles intern bearbeiten und aus denen heraus der Zugang zu öffentlichen Beratungsstellen oft erschwert ist, stellt sich die Frage nach Unterstützungsmöglichkeiten für die betroffenen Frauen.

In jüngster Zeit bemühen sich aber auch immer mehr Einrichtungen der Behindertenhilfe und -arbeit, sich der Thematik zu öffnen und entwickeln beispielsweise Leitfäden zum Umgang mit sexualisierter Gewalt.

Frauen-Beauftragte und Mitbestimmung

Mehr Frauen-Beauftragte in Einrichtungen

Bei rund 750 Werkstätten für behinderte Menschen in Deutschland können beispielsweise die aktuell 16 ausgebildeten Frauen-Beauftragten mit Lernschwierigkeiten nur der Auftakt sein. Ein wachsendes Engagement der Werkstätten und Wohneinrichtungen ist hier absolut notwendig.

Anerkennung der Frauen-Beauftragten als Gremium

Neben der Einrichtung von Frauen-Beauftragten, zählt dazu auch die Anerkennung der Frauen-Beauftragten als wichtiges Gremium der Mitbestimmung und Mitwirkung vergleichbar mit den Regelungen für Werkstatträte und Wohnbeiräte als Interessenvertretung in der Einrichtung.

Frauen-Beauftragte politisch gewollt

Das Konzept der Frauen-Beauftragten ist auch politisch gewollt. So findet sich im nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der Behindertenrechtkonvention im Maßnahmenkatalog der Punkt, dass die Einrichtung von Frauen-Beauftragten in allen Werkstätten und Wohneinrichtungen in Deutschland anzustreben ist.

Das Projekt Frauen-Beauftragte in Einrichtungen

Das bundesweite Projekt Frauen-Beauftragte in Einrichtungen wurde von den Vereinen Weibernetz und Mensch Zuerst – Netzwerk People first Deutschland von November 2008 bis Mai 2011 durchgeführt und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Das Projekt richtete sich an interessierte Frauen in Werkstätten für behinderte Menschen und Wohnheimen, die sich zur Frauen-Beauftragten ausbilden lassen wollten. Es gab 2 Schulungsdurchläufe mit jeweils 7-8 Schulungen in Leichter Sprache.

In beiden jeweils einjährigen Durchläufen wurden insgesamt 16 Frauen ausgebildet, die heute fast alle in ihren Einrichtungen als Frauen-Beauftragte arbeiten.

Ausgewählte Schulungsinhalte

  • Arbeitsinhalte einer Frauen-Beauftragten
  • Gestaltung von guter Unterstützung und Beratungsarbeit
  • Die Rechte von Frauen, beispielsweise bei der Pflege
  • Umgang mit Gewalt gegen Frauen
  • Verbesserungsmöglichkeiten für die Frauen in der eigenen Einrichtung
  • Austausch über die Arbeit und Erfahrungen

Die Tätigkeit der Unterstützerin

Die Frauen-Beauftragte entscheidet

Das Projekt sah außerdem für jede Frauen-Beauftragte eine Unterstützerin vor, die die Frauen-Beauftragte bei ihrer Arbeit unterstützen sollte. Die Aufgaben wurden in einem „Vertrag“ festgehalten und individuell auf die Bedürfnisse der jeweiligen Frau zugeschnitten. Die Gestaltungs- und Entscheidungsgewalt liegt immer bei der Frauen-Beauftragten selbst – die Unterstützerin muss sich danach richten.

Aufgaben der Unterstützerin

Zu den Aufgaben zählen beispielsweise Unterstützung am Computer, das Anfertigen von Gesprächsnotizen und Protokollen sowie Erläuterungen von schwierigen Sachverhalten in einer einfachen Sprache und die Unterstützung bei eigenen Veranstaltungen.

Der Frauen-Beauftragten den Rücken stärken

Oft geht es auch darum der Frauen-Beauftragten den Rücken zu stärken in Sitzungen und Verhandlungen mit Personal und Einrichtungsleitung.

Bei eigenen Veranstaltungen unterstützen

Die Tätigkeit beinhaltet nicht zuletzt, die Frauen-Beauftragte auf interessante Veranstaltungen und politische Entwicklung in ihrem Bereich hinzuweisen, ihr alles zu erklären und sie beim Vernetzen in der eigenen Stadt zu unterstützen.

K Produktion stellt eine Unterstützerin

K Produktion stellt seit 2010 die Unterstützerin für eine der ausgebildeten Frauen-Beauftragten in den Elbe-Werkstätten in Hamburg. Im Rahmen dieser Tätigkeit wurde beispielsweise auch die Erstellung eines Leitfadens zum Umgang mit sexualisierter Gewalt von der Frauen-Beauftragten und ihrer Unterstützerin initiiert und daran mitgewirkt.

Das Projekt Frauen-Beauftragte in Einrichtungen. Eine Idee macht Schule!

Ausgehend vom erfolgreichen ersten Projekt schließt sich aktuell dieses zweite bundesweite von Weibernetz e.V. getragene Projekt an, bei dem ein Tandem ausgebildet wird, um weitere Frauen-Beauftragte zu schulen.

Das Tandem besteht aus einer Trainerin mit Lernschwierigkeiten und einer Trainerin ohne Lernschwierigkeiten. Im Anschluss an seine Schulung soll das Tandem weitere Frauen-Beauftragte in ihren Einrichtungen ausbilden.

Weitere Schwerpunkte des Projekt sind die Unterstützung der Frauen-Beauftragten sowie die Bekanntmachung des Themas Frauen-Beauftragte in Einrichtungen. Diesen 3-jährige Projekt wird ebenfalls vom Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Die BVWR macht sich stark für Frauen-Beauftragte

Die Bundesvereinigung der Landesarbeitsgemeinschaften der Werkstatträte (BVWR) als Interessenvertretung macht sich ebenfalls stark für das Thema Frauen-Beauftragte, beispielsweise mit dem Positionspapier und dem Faltblatt zum Thema – beides verfasst in Leichter Sprache von K Produktion.

Weitere Aktivitäten von der BVWR für mehr Frauen-Beauftragte in Einrichtungen sind in Planung.